Analysen
Erneuerbare Energien – Mit Wind, Wasser und Sonne auf Wachstumskurs
Im Kampf gegen den Klimawandel spielt die Dekarbonisierung des Energiesektors eine zentrale Rolle. Passend dazu sind die CO2-neutralen Stromquellen Wasser, Wind und Sonne weltweit auf dem Vormarsch. Die am laufenden Transformationsprozess beteiligten Unternehmen zeigen sich auch an der Börse energiegeladen.
Es ist ruhig geworden um Greta Thunberg. Noch Anfang des Jahres hielt die schwedische Klimaaktivistin am Weltwirtschaftsforum in Davos eine Ansprache und nahm an einer »Fridays for Future«-Demo in Lausanne teil. Doch wenige Wochen später zwang der Corona-Lockdown die mittlerweile 17-Jährige dazu, ihr berühmtes Schild mit der Aufschrift »SKOLSTREJK FÖR KLIMATET« in die Ecke zu stellen. Der enormen Bedeutung von Thunbergs zentralem Thema konnte die Zwangspause keinen Abbruch tun: Zwar sorgte die Krise vielerorts für einen deutlich reduzierten Ausstoss an Treibhausgasen. Doch die Welt ist mehr denn je herausgefordert, die Klimaerwärmung zu stoppen.
Klimaneutralität als primäres Ziel
Eine zentrale Rolle spielt die Energieversorgung. Allein die Elektrizitäts- und Wärmeerzeugung steuerte 2017 weltweit 41 Prozent zu den energiebedingten Treibhausgasemissionen bei. Viele Experten sind sich darin einig, dass es neben Einsparmassnahmen einen konsequenten Schwenk in Richtung erneuerbare Quellen braucht. Diese Einschätzung kommt in den politischen Initiativen zum Tragen, die trotz Corona voranschreiten. Seit vergangenem Dezember arbeitet die Europäische Union an einem »Green Deal«. Sie setzt sich darin das primäre Ziel, Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen.
»Die Dekarbonisierung des Energiesystems der EU ist für die Verwirklichung unserer Klimaziele von entscheidender Bedeutung«, erklärte die EU-Kommission bei der Vorlage des Massnahmenbündels. 2017 basierte der Energieendverbrauch in der Union zu 17,5 Prozent auf erneuerbaren Quellen. Um diese Quote zu erhöhen und das Potenzial der »Renewables« optimal zu nutzen, nimmt sich die Staatengemeinschaft einen Verbund der Energiesysteme sowie die Förderung innovativer Technologien und einer modernen Infrastruktur vor. Ein Hauptaugenmerk liegt zudem auf der Ausschöpfung des vollen Potenzials der europäischen Offshore-Windenergie.
Obwohl die Coronapandemie seit Monaten das bestimmende Thema ist, hat auch der Schweizer Bundesrat das Thema Klimaschutz nicht vergessen. Am 12. Juli endet die Vernehmlassung für das revidierte Energiegesetz (EnG). Neben der Öffnung des Strommarkts steht die stärkere Förderung der einheimischen erneuerbaren Energien im Mittelpunkt dieser Initiative. Schon bisher sah das Gesetz Richtwerte für den Ausbau der Wasserkraft und der anderen erneuerbaren Energien per 2035 vor. Daraus möchte Bern nun verbindliche Ziele machen. »Entsprechend sollen die heute bis 2030 befristeten Investitionsbeiträge für Photovoltaikanlagen, Biomasse und Wasserkraft bis Ende 2035 verlängert werden«, schreibt die Eidgenossenschaft in einer Medienmitteilung. Das revidierte EnG wird nach dem Willen der Regierung darüber hinaus erstmals ein Ausbauziel für 2050 enthalten.
Grafik 1: Stromproduktion Schweiz 2019 nach Kraftwerkskategorien
Wasserkraft: Eine Schweizer Domäne
Schon jetzt ist der heimische Energiemix stark von einer erneuerbaren Quelle geprägt. Aufgrund der günstigen geografischen Lage verfügt die Schweiz über bedeutende Wasserkraftkapazitäten. 2019 lieferten die schwerpunktmässig im Haupteinzugsgebiet des Rheins stationierten Lauf- und Speicherkraftwerke insgesamt 40,5 Milliarden kWh an grünem Strom. Sie steuerten damit deutlich mehr als die Hälfte zur gesamten inländischen Produktion bei (siehe Grafik 1). Obwohl Bundesrat und Parlament nach dem Reaktorunfall von Fukushima 2011 einen grundsätzlichen Atomausstieg beschlossen haben, ist der Anteil der Kernenergie an der Stromproduktion noch immer hoch. Ende 2019 ging das Kraftwerk Mühleberg endgültig vom Netz. Damit verfügt die Schweiz noch über vier aktive nukleare Anlagen.
Grafik 2: Regenerative Energien – globale Kapazität
Die Zukunft gehört Wasser, Wind, Sonne und Biomasse. Weltweit schreitet der Ausbau der regenerativen Energieträger voran. Laut Zahlen der International Renewable Energy Agency (IRENA) lagen die globalen Kapazitäten 2019 bei knapp 2.537 Gigawatt (GW). Gegenüber dem Niveau von 2010 hatte sich die Leistungsfähigkeit damit mehr als verdoppelt (siehe Grafik 2). Nahezu die Hälfte des erneuerbaren Stroms kommt aus Wasserkraftwerken. Auf dem Festland stehende Windräder sowie Fotovoltaikanlagen steuern gemeinsam einen etwa gleich grossen Anteil bei (siehe Grafik 3). Diese beiden Quellen sind seit Jahren die Treiber beim globalen Ausbau der regenerativen Energieträger.
Grafik 3: Regenerative Energien – globale Kapazität 2019 nach Technologie
Angesichts der enormen Bedeutung der Energiewende und den damit einhergehenden Wachstumschancen überrascht es nicht, dass diese Thematik an der Börse eine zunehmend wichtige Rolle spielt. Die »grüne« Karte können Investoren mit Aktien aus den unterschiedlichsten Sektoren ausspielen. An der skizzierten Transformation arbeiten die Hersteller von Windkraftanlagen und Fotovoltaikzellen genauso mit wie Turbinen- und Netzwerkspezialisten oder Stromversorger. Über prall gefüllte Auftragsbücher verfügen die Vertreter der erstgenannten Gruppe. Beispiel Vestas Wind Systems: Der Branchenkrösus meldete per 31. März 2020 ein rekordhohes Auftragsvolumen von mehr als 34 Milliarden Euro. Dennoch zwang die Coronakrise den Konzern dazu, die Prognose für das laufende Jahr vorerst auszusetzen. Gleichzeitig waren durch Covid-19 verursachte Lieferengpässe dafür mitverantwortlich, dass die Dänen im ersten Quartal trotz eines Umsatzwachstums von 29 Prozent in die roten Zahlen gerutscht sind. Nachdem die Vestas-Aktie zunächst voll in den Sog des Corona-Ausverkaufs geraten war, konnte sie den Grossteil der Verluste mittlerweile aufholen (siehe Grafik 4).
Grafik 4: Wertentwicklung Vestas Wind Systems
Industriekonzerne: Ein breites Öko-Spektrum
Einen V-förmigen Rebound erlebte in den vergangenen drei Monaten auch Siemens. Der deutsche Industriekonzern ist an mehreren Stellen in die globale Energiewende involviert. Am Wachstumsmarkt Windkraft partizipiert das Traditionsunternehmen mit der Tochter Siemens Gamesa. Das DAX-Mitglied hält 67 Prozent an der 2017 aus dem Zusammenschluss der Siemens-Windkraftsparte mit dem spanischen Konkurrenten Gamesa hervorgegangenen Gesellschaft. Neue Chancen sehen die Münchner im Bereich Wasserstoff. Das Element mit dem Symbol H2 gewinnt als Energiequelle im Kampf gegen den Klimawandel immer mehr an Bedeutung. Sofern die Herstellung des Wasserstoffs auf erneuerbarer Basis erfolgt, ist eine vollkommen CO2-neutrale Produktionskette möglich. Siemens drängt mit dem PEM-Elektrolysesystem »Silyzer« in den potenziellen Wachstumsmarkt.
Im Ringen um die innovativsten Zukunftslösungen steht ABB dem bayrischen Konkurrenten in nichts nach. Beispiel Wasserstoff: Seit 2017 arbeitet der Zürcher Industriekonzern mit dem Brennstoffzellenpionier Ballard Power zusammen. Auf Basis dieser Kooperation hat das Unternehmen zuletzt eine Absichtserklärung mit Hydrogène de France unterzeichnet. Gemeinsam mit dem Spezialisten für Wasserstofftechnologie möchte ABB Megawatt-Brennstoffzellensysteme für den Antrieb von Überseeschiffen produzieren.
Ehrgeizige Ziele – trotz Corona
Während hier noch einiges an Entwicklungsarbeit zu leisten sein dürfte, macht das SMI-Mitglied mit anderen umweltschonenden sowie nachhaltigen Produkten und Lösungen gute Geschäfte. Nach Angaben des Konzerns erfüllten im vergangenen Jahr 57 Prozent der Umsätze diese Attribute. Bis Ende 2020 soll der Anteil auf 60 Prozent steigen. Gleichwohl tut sich ABB schwer, die Beteiligung an Megatrends wie Automatisierung, Elektromobilität oder eben erneuerbare Energien in Profit umzumünzen. Zwischen 2009 und 2019 ist das Ergebnis je Aktie trotz zwischenzeitlicher Fortschritte im Schnitt um jährlich 6 Prozent geschrumpft (siehe Grafik 5).
Grafik 5: ABB – Ergebnis je Aktie
Der neue CEO Björn Rosengren möchte das Ruder herumreissen. Trotz des schwierigen Umfelds hat der Schwede die mittelfristigen Ziele im Juni bestätigt. Unter anderem plant Rosengren ein jährliches Umsatzwachstum von 3 bis 6 Prozent sowie eine operative Gewinnmarge zwischen 13 und 16 Prozent. »Ich werde nicht zufrieden sein, bevor wir nicht 15 Prozent erreicht haben«, gab er sich an einer Präsentation vor Analysten kämpferisch. Als eine Stellschraube sieht der CEO die bereits laufende Vereinfachung der Konzernstruktur. »Das Portfoliomanagement wird künftig eine noch grössere Rolle spielen«, erklärte er. Im November möchte Rosengren hierzu Einzelheiten vorstellen. Die zuletzt auf Erholungskurs befindliche ABB-Aktie (siehe Grafik 6) rückt zuvor bereits am 22. Juli in den Fokus. An diesem Tag legt das Unternehmen die Semesterbilanz vor.
Grafik 6: Wertentwicklung ABB
Versorger: Kollektive Transformation
Sprichwörtlich den »Stecker gezogen« hat die Coronapandemie auch den Anteilsscheinen der Versorger. Wobei Investoren den Rücksetzer auch in diesem Sektor zum Einstieg nutzten. Beispielsweise konnte Enel gegenüber dem Mitte März erreichten Tief um mehr als die Hälfte zulegen (siehe Grafik 7). Europas gemessen an der Börsenkapitalisierung grösster Branchenvertreter gilt bei der Transformation der Stromversorgung in Richtung »Renewables« als Vorreiter. Allein im vergangenen Jahr haben die Italiener ihre Kapazitäten im Bereich erneuerbare Energien um 3 GW auf knapp 46 GW ausgebaut. Da der Konzern gleichzeitig die Leistungsfähigkeit seiner kohlebetriebenen Kraftwerke um 4 GW zurückfuhr, nahm der Anteil der regenerativen Quellen am gesamten Strommix auf 54 Prozent zu. Damit gibt sich Enel nicht zufrieden. Bis 2022 soll die rund um den Globus mit Wasser-, Wind- und Solarkraftwerken aktive Sparte 60 Prozent zur Gesamtkapazität beisteuern. Obwohl das Unternehmen gleichzeitig in seine Netzwerke – insbesondere deren Digitalisierung – investiert, verfolgt es eine grosszügige Ausschüttungspolitik.
Grafik 7: Wertentwicklung Enel
Der deutsche Versorger RWE versucht ebenfalls, die Dekarbonisierung des Geschäfts mit attraktiven Dividenden unter einen Hut zu bringen. »Bis 2040 wird unser Unternehmen klimaneutral sein«, lautet der Vorsatz von CEO Rolf Martin Schmitz. Im Fokus steht das Wachstum von RWE Renewables. Kapazitäten von mehr als 9 GW machen die Sparte laut Schmitz schon jetzt zu einem »Global Player«: Bei der Offshore-Windkraft ist RWE nach eigenen Angaben die weltweite Nummer 2, während das Unternehmen bei den regenerativen Energien insgesamt in Europa den zweiten Platz einnimmt. Jahr für Jahr möchte der Konzern 1,5 Milliarden Euro netto in Windparks, Fotovoltaikanlagen sowie Speicher investieren – und gleichzeitig ausreichend hohe Cashflows erwirtschaften, um der Ausschüttungspolitik treu bleiben zu können. Für 2019 hat die Hauptversammlung gerade eine um 14,3 Prozent erhöhte Gewinnbeteiligung abgesegnet.
ANLAGEIDEE: HEBELPRODUKTE AUF AUSGEWÄHLTE AKTIEN AUS DEM SPEKTRUM DER ERNEUERBAREN ENERGIEN
Unlimited Turbo-Zertifikate
Valor |
Basiswert |
Typ |
Hebel |
Strike |
Stoppschwelle |
Handelsplatz |
---|---|---|---|---|---|---|
ABB |
Call |
8,4 |
18,24 CHF |
18,95 CHF |
Swiss DOTS, BX Swiss |
|
ABB |
Call |
5,3 |
16,78 CHF |
17,46 CHF |
Swiss DOTS, BX Swiss |
|
ABB |
Put |
7,1 |
23,51 CHF |
22,55 CHF |
Swiss DOTS, BX Swiss |
|
ABB |
Put |
4,1 |
25,60 CHF |
24,56 CHF |
Swiss DOTS, BX Swiss |
|
RWE |
Call |
7,4 |
27,54 EUR |
28,77 EUR |
Swiss DOTS, BX Swiss |
|
RWE |
Call |
2,5 |
18,88 EUR |
19,74 EUR |
Swiss DOTS, BX Swiss |
|
RWE |
Put |
5,6 |
37,12 EUR |
35,44 EUR |
Swiss DOTS, BX Swiss |
|
RWE |
Put |
3,6 |
40,28 EUR |
38,45 EUR |
Swiss DOTS, BX Swiss |
|
Siemens |
Call |
7,2 |
87,20 EUR |
89,86 EUR |
Swiss DOTS, BX Swiss |
|
Siemens |
Call |
3,7 |
73,70 EUR |
75,96 EUR |
Swiss DOTS, BX Swiss |
|
Siemens |
Put |
4,9 |
121,74 EUR |
118,04 EUR |
Swiss DOTS, BX Swiss |
|
Siemens |
Put |
2,8 |
137,32 EUR |
133,15 EUR |
Swiss DOTS, BX Swiss |
|
Vestas Wind Systems |
Call |
5,0 |
537,23 DKK |
569,91 DKK |
Swiss DOTS, BX Swiss |
|
Vestas Wind Systems |
Call |
3,0 |
442,84 DKK |
469,85 DKK |
Swiss DOTS, BX Swiss |
|
Vestas Wind Systems |
Put |
4,9 |
805,83 DKK |
757,00 DKK |
Swiss DOTS, BX Swiss |
|
Vestas Wind Systems |
Put |
2,8 |
909,19 DKK |
854,15 DKK |
Swiss DOTS, BX Swiss |
Faktor-Zertifikate
Valor |
Basiswert |
Strategie |
Faktor |
Handelsplatz |
---|---|---|---|---|
ABB |
Long |
4 |
Swiss DOTS, BX Swiss |
|
ABB |
Short |
–4 |
Swiss DOTS, BX Swiss |
|
Enel |
Long |
4 |
Swiss DOTS, BX Swiss |
|
Enel |
Short |
–4 |
Swiss DOTS, BX Swiss |
|
Enel |
Long |
6 |
Swiss DOTS, BX Swiss |
|
Enel |
Short |
–6 |
Swiss DOTS, BX Swiss |
|
RWE |
Long |
6 |
Swiss DOTS, BX Swiss |
|
RWE |
Short |
–6 |
Swiss DOTS, BX Swiss |
|
Siemens |
Long |
6 |
Swiss DOTS, BX Swiss |
|
Siemens |
Short |
–6 |
Swiss DOTS, BX Swiss |
Stand: 25. Juni 2020; Quelle: Société Générale
Die hier präsentierten Anlageideen berücksichtigen weder Ihre finanziellen Verhältnisse noch Ihre Anlageziele oder Kenntnisse und Erfahrungen. Sie stellen keine individuelle Anlageempfehlung dar. Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt lediglich in Kurzform. Die massgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter www.sg-zertifikate.ch zur Verfügung.