Analysen
Porsche versus Ferrari: Duell zweier Traditionsmarken
Nachdem vor wenigen Wochen auch Porsche den Weg in die Öffentlichkeit gewagt hat, zieren zusammen mit Ferrari nun zwei altbewährte Sportwagenbauer den Kurszettel. Charme versprühen sie beide. Die Autokonzerne überzeugen mit hohen Renditen, neuen Modellen und düsen synchron in Richtung E-Mobilität. Vor allem das emissionsfreie Fahren könnte für die Aktien ein Katalysator für höhere Kurse sein.
Für viele Autofans ist der Sound eine Frage der Ehre. Hochmotorisierte Fahrzeuge wie der Porsche 911 Carrera 4S bringen es bereits im Serienzustand auf knapp 90 Dezibel. Das entspricht ungefähr der Lautstärke einer Kreissäge. Ein derart »ohrenbetäubender Lärm« war beim Börsengang der Porsche AG am 29. September 2022 auf dem Parkett nicht zu vernehmen. Zwar starteten die Anteile der Sportwagenschmiede im Plus, allerdings hatten die begleitenden Banken tagelang alle Hände voll zu tun, die Aktie über dem Emissionspreis von 82,50 Euro zu halten (siehe Grafik 1).
Grafik 1: Kursentwicklung Porsche AG seit Börsengang
Bereits sieben Jahre früher düste Erzrivale Ferrari an die Börse. Den italienischen Luxusautobauer brachte Fiat Chrysler in zwei Schritten an den Kapitalmarkt, 2015 in New York und 2016 in Mailand. Der Start verlief vielversprechend, anschliessend folgte ein etwas holpriger Parcours, bis die Marke mit dem aufbäumenden Pferd schliesslich den Turbo zündete. Zurzeit steht bei dem Konzern eine knappe Kursvervierfachung seit dem IPO zu Buche (siehe Grafik 2). Anleger fragen sich zu Recht: Verfügt Porsche über eine ähnliche Power oder fahren die roten Flitzer aus Maranello ein einsames Rennen an der Spitze?
Grafik 2: Kursentwicklung Ferrari seit Börsengang
Prozentual zweistellige Margen
Apropos Spitze: Was die Rendite betrifft, sind die Italiener dem Rest der Autobranche weit enteilt. Im vergangenen Jahr konnte Ferrari seine Marge vor Zinsen und Steuern (Ebit) um satte 4,5 Prozentpunkte auf 25,2 Prozent verbessern. Porsche kam auf immer noch ordentliche 16 Prozent (siehe Tabelle 1). Auf Ebitda-Basis weist Ferrari sogar eine noch deutlich höhere Marge aus. Selbst wenn sich diese im zweiten Quartal 2022 um knapp 3 Prozentpunkte auf 34,6 Prozent reduzierte, konnte das Unternehmen die Analystenerwartungen übertreffen. Insgesamt nahm das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen um 15 Prozent auf 446 Millionen Euro zu, der Umsatz um ein Viertel auf knapp 1,3 Milliarden Euro. Ferrari-Chef Benedetto Vigna, der vor rund einem Jahr vom Chiphersteller STMicroelectronics in die Provinz Modena übersiedelte, lobte die Robustheit des derzeitigen Geschäfts und hob die Prognose für 2022 an. Anstatt Erlösen in Höhe von 4,8 Milliarden Euro sollen es nun 4,9 Milliarden werden und die Ebitda-Marge dürfte auf über 35 Prozent (bisher 34,5 bis 35,5 Prozent) steigen. Dem nicht genug, mittelfristig sieht Vigna noch deutlich mehr Potenzial: Bis 2026 geht der Manager davon aus, eine operative Rendite zwischen 38 und 40 Prozent zu erreichen.
Tabelle 1: Zahlenvergleich 2021 – Ferrari versus Porsche AG
Ferrari |
Porsche AG |
|
---|---|---|
Autoabsatz |
11.000 (+22 %) |
302.000 (+11 %) |
Umsatz |
4,3 Mrd. EUR (+23 %) |
33,1 Mrd. EUR (+16 %) |
Umsatz pro Pkw |
382.706 EUR |
109.632 EUR |
Nettoergebnis |
0,8 Mrd. EUR (+37 %) |
4,0 Mrd. EUR (+28 %) |
Operative Marge (Ebit) |
25,2 % (+4,5 %-Pkt.) |
16,0 % (+1,4 %-Pkt.) |
Stand: Oktober 2022; Quelle: Société Générale (eigene Zusammenstellung nach Unternehmenszahlen)
Porsche nimmt sich den südeuropäischen Wettbewerber zum Vorbild und möchte ebenfalls die Profitabilität nach oben schrauben. Konkurrenten wie BMW und Mercedes-Benz, die als Premiumhersteller genauso als hochmargig gelten, haben die Zuffenhausener längst hinter sich gelassen. Finanzvorstand Lutz Meschke stellt langfristig eine operative Umsatzrendite von mehr als 20 Prozent in Aussicht. Aktuellen Analystenschätzungen zufolge könnte Porsche in diesem Jahr eine Ebit-Marge von rund 18 Prozent ausweisen und diese bis 2024 auf knapp 19 Prozent verbessern (siehe Grafik 3). Das liegt durchaus im Bereich des Möglichen, wie ein Blick auf das erste Halbjahr zeigt. Der Sportwagenbauer steigerte die operative Rendite um zweieinhalb Prozentpunkte auf 19,4 Prozent.
Grafik 3: Porsche AG – Umsatz- und Renditeschätzungen
Elektrifizierte Zukunft
Dass sich die Margen in den kommenden Jahren nur gemächlich nach oben bewegen werden, dürfte auch an den ehrgeizigen Investitionsplänen des Konzerns liegen. Porsche düst nämlich gerade in Richtung Umweltfreundlichkeit. Bis zum Ende des Jahrzehnts sollen 80 Prozent der Neuverkäufe auf E-Autos entfallen. Zum Vergleich: 2021 lag die Quote erst bei knapp 14 Prozent. Derzeit hat das Unternehmen mit dem Taycan bereits ein vollelektrisches Modell im Angebot, mit dem Geländewagen Macan soll schon bald die nächste Baureihe elektrifiziert werden. Zudem ist die Einführung des legendären Porsche 718 Roadster Electric bis 2025 geplant. Darüber hinaus werkelt der Konzern an einem eigenen Ladestationsnetz in Europa.
Bei Ferrari hat man nach langem Zögern inzwischen ebenfalls die Zeichen der Zeit erkannt. Der neue CEO Vigna setzt anders als sein Vorgänger nämlich auch auf E-Antriebe. Der 53-Jährige geht davon aus, 2025 den ersten vollelektrischen Sportwagen auf die Strassen zu bringen, bis 2030 möchte der Traditionskonzern dann bereits vier von fünf Ferraris mit einem Stromanschluss ausstatten. Elektro- und Hybridmodelle sollen dann 80 Prozent der Verkäufe ausmachen. Um die ehrgeizigen Pläne zu realisieren, baut Vigna das Produktportfolio deutlich aus. Zwischen 2023 und 2026 sollen 15 neue Modelle vorgestellt werden. Insgesamt möchte der CEO für die Elektrifizierung rund 4,4 Milliarden Euro bis 2026 in die Hand nehmen.
Neue Modelle
Der Erfolg von Ferrari und Porsche hängt in den kommenden Jahren aber nicht nur an den zu erwartenden E-Fahrzeugen, sondern vielmehr an den PS-starken Verbrennern, die in der Übergangszeit die Kassen der Konzerne füllen müssen. Hier haben die Autobauer ebenfalls neue Karossen in der Pipeline. So wird bei Ferrari in diesem Jahr mit dem Purosangue der erste SUV mit einer brachialen Motorisierung von 725 PS vom Band rollen. Der Preis soll bei etwa 400.000 Euro starten. Noch deutlich teurer wird der neue und stark limitierte Daytona SP3, für den rund 2 Millionen Euro zu bezahlen sind. Da Geld bei den Kunden von Ferrari offenbar nicht die grosse Rolle spielt, finden die Fahrzeuge reissenden Absatz. »Heute reicht das Auftragsbuch bereits bis weit ins Jahr 2023 hinein und die meisten unserer Modelle sind ausverkauft«, sagte Vorstandschef Vigna zum Halbjahr.
Bei Porsche steht im kommenden Jahr der neue Panamera an. Die dann dritte Generation des 2009 erstmals vorgestellten Modells wird die letzte sein. Zuvor noch bekommen die beiden Verkaufsschlager Cayenne und 911 Facelifts. Gerade frisch auf den Markt gekommen ist der 718 Boxster Spyder RS. Der Roadster mit einem Sechs-Zylinder-Saugmotor startet bei einem Preis von 100.000 Euro. Das Modell markiert das Ende der aktuellen 718er-Baureihe, im kommenden Jahr rückt dann noch die zweite Generation nach, die für eine Weile synchron zu den ab 2025 kommenden E-Modellen laufen wird.
Bewertungsvergleich
Wie am Beispiel reiner Elektroautohersteller wie Tesla, Lucid oder Nio zu erkennen ist, wird den Stromern eine höhere Bewertung als den klassischen Produzenten am Kapitalmarkt zugestanden. Nicht umsonst ist Porsche zum Börsengang mächtig auf der E-Welle geritten und hat dabei eine immense Bewertung erzielt. Nach dem jüngsten Kursanstieg auf über 90 Euro ist das Unternehmen – gemessen an den Vorzugsaktien – mit 85 Milliarden Euro der wertvollste deutsche Autobauer und überholte sogar den eigenen Mutterkonzern Volkswagen. Die Marktkapitalisierung sollte aus heutiger Sicht locker ausreichen, um im Dezember mithilfe der sogenannten Fast-Entry-Regel in den DAX aufgenommen zu werden.
Absolut betrachtet bringt Ferrari zwar nicht einmal die Hälfte des Börsenwerts von Porsche auf die Waage, allerdings erzielt der Konzern auch deutlich weniger Umsatz. Zieht man das Erlösmultiple zurate, zeigt dieses eine deutlich höhere Bewertung. Während sich die Kennzahl bei Porsche auf 2,6 beläuft, weist Ferrari einen Wert von 8,7 auf. Gleichermassen verhält es sich beim Blick auf das KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis). Auf Basis der für 2024 erwarteten Gewinne errechnet sich bei Ferrari ein Wert von 28,2, bei Porsche dagegen von 15,0 (siehe Tabelle 2). Allerdings muss dabei beachtet werden, dass bei den Italienern in den kommenden zwei Jahren ein höheres Wachstum prognostiziert wird und der Autokonzern zudem deutlich profitabler ist, was einen Aufschlag rechtfertigt.
Tabelle 2: Kennzahlenvergleich
EPS-Wachstum 2022e |
EPS-Wachstum 2023e |
EPS-Wachstum 2024e |
KGV 2024e |
Div. Rendite 2023e |
|
---|---|---|---|---|---|
Ferrari |
7,8 % |
25,0 % |
12,0 % |
28,2 |
0,9 % |
Porsche AG |
29,9 % |
4,0 % |
9,3 % |
15,0 |
3,3 % |
Stand: Oktober 2022; Quelle: Refinitiv, MarketScreener; EPS = Ergebnis je Aktie; e = erwartet; Prognosen sind kein Indikator für die künftige Entwicklung.
Letztlich zeigt sich im Bewertungsvergleich in etwa ein Unentschieden der beiden Kontrahenten. Wer aus den künftigen Kursbewegungen – egal ob diese nach oben oder unten zeigen – Gewinne schöpfen möchte, der kann mit ausgewählten Hebelpapieren von Société Générale gezielt in die Autotitel investieren.
Produktidee: HebelProdukte auf Ferrari und Porsche AG
Unlimited Turbo-Zertifikate
Valor |
Basiswert |
Typ |
Stoppschwelle |
Handelsplatz |
---|---|---|---|---|
Ferrari |
Call |
94,63 EUR |
Swiss DOTS |
|
Ferrari |
Call |
159,25 EUR |
Swiss DOTS, BX Swiss |
|
Ferrari |
Call |
179,22 EUR |
Swiss DOTS |
|
Porsche AG |
Call |
55,21 EUR |
Swiss DOTS |
|
Porsche AG |
Call |
70,28 EUR |
Swiss DOTS |
|
Porsche AG |
Call |
85,31 EUR |
Swiss DOTS |
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Stand: Oktober 2022; Quelle: Société Générale
Die hier präsentierten Anlageideen berücksichtigen weder Ihre finanziellen Verhältnisse noch Ihre Anlageziele oder Kenntnisse und Erfahrungen. Sie stellen keine individuelle Anlageempfehlung dar. Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt lediglich in Kurzform. Die massgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter www.sg-zertifikate.ch zur Verfügung. Mehr Produkte auf eine Vielzahl von Basiswerten finden Sie unter www.sg-zertifikate.ch.