Analysen
Pharma-Aktien: Neue Medikamente, neue Chancen
Nach dem Ende der Coronapandemie befindet sich die Gesundheitsbranche im Wettlauf um neue Medikamente. Vor allem sich rasch ausbreitende Volkskrankheiten wie Krebs, Diabetes oder Demenz stehen dabei im Fokus. Diese Entwicklungen ermöglichen auch Chancen für Anleger.
Lange Zeit drehte sich bei den Biotech- und Pharmakonzernen alles um Corona-Vakzine und -Medikamente. Doch mit dem Abklingen der Pandemie hat sich diese enorme Einnahmequelle für die Gesundheitsindustrie deutlich verkleinert. Dies sorgte bei einigen Branchenvertretern auch für empfindliche Kursrückschläge. Die Unternehmen legten aber in der Zwischenzeit nicht die Hände in den Schoss, sondern haben weiter eifrig geforscht. Alzheimer, Krebs und Diabetes stehen dabei weit oben auf der Agenda.
Volkskrankheiten
Ein Blick in die Krankenakten der Weltbevölkerung zeigt die Brisanz. Das gilt in erster Linie für Krebs, der sich weltweit für einen von sechs Todesfällen verantwortlich zeigt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass es bis 2040 fast doppelt so viele Tumorerkrankungen geben wird wie heute. Auch von Diabetes, das zwar weniger lebensgefährlich ist, aber dennoch grosse Folgeschäden verursachen kann, sind immer mehr Menschen betroffen. In den vergangenen drei Jahrzehnten hat sich die Zahl der Diabetesfälle weltweit nahezu verdoppelt. Wie jüngst die medizinische Fachzeitschrift »The Lancet« berichtete, gehen Forscher davon aus, dass sich die Zahl der Diabetiker von zurzeit 529 Millionen auf 1,3 Milliarden bis 2050 erhöhen wird. Der globale Diabetes-Markt soll sich alleine bis 2030 im Vergleich zu 2021 mehr als verdoppeln (siehe Grafik 1).
Grafik 1: Globaler Diabetes-Markt
Ein wichtiges Unternehmen auf diesem Gebiet ist Eli Lilly. Dies zeigte sich einmal mehr in der laufenden Berichtssaison. Dank der starken Nachfrage nach seinem Diabetes-Medikament »Mounjaro« übertraf der US-Pharmakonzern zum Halbjahr nicht nur die Erwartungen der Analysten, sondern schraubte zugleich seine Prognose für 2023 kräftig nach oben. Anstatt eines bereinigten Gewinns von 8,65 bis 8,85 US-Dollar pro Aktie sollen es nun 9,70 bis 9,90 US-Dollar werden. Der Umsatz soll ebenfalls um rund 7 Prozent höher ausfallen als bisher geplant (siehe Grafik 2).
Grafik 2: Entwicklung Eli Lilly
Die Nachfrage nach dem Hoffnungsträger Mounjaro könnte sich in Zukunft noch deutlich beschleunigen. Grund: Eli Lilly hat jüngst auch eine zusätzliche Zulassung zur Behandlung von Fettleibigkeit beantragt. Dabei handelt es sich ebenfalls um einen riesigen Markt. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind mehr als 650 Millionen Erwachsene weltweit korpulent, mehr als dreimal so viele wie 1975. Weitere 1,3 Milliarden werden als übergewichtig bezeichnet, was Herzerkrankungen und Diabetes nach sich ziehen kann. Angesichts dieser Zahlen verwundert es nicht, dass das Börsenpublikum der Entscheidung der Behörden entgegenfiebert, die gegen Jahresende erwartet wird.
Noch hat in diesem Bereich Novo Nordisk die Nase vorn. Die Dänen haben zuletzt mit ihrer Abnehmspritze »Wegovy« weltweit einen wahren Hype ausgelöst. Auch unterstützt von Promis wie Elon Musk und Kim Kardashian, die das Mittel in den sozialen Medien lobpreisten. Der darin enthaltene Wirkstoff »Semaglutid«, der sonst bei der Stoffwechselkrankheit Diabetes eingesetzt wird, reduzierte einer Studie zufolge bei einer Dosis pro Woche die Körperfülle bei drei Viertel der Teilnehmer nach 68 Wochen um mehr als ein Zehntel. Anfang August sorgte Novo Nordisk mit seiner Spritze für ein weiteres Highlight: Wegovy hat einer gross angelegten Untersuchung zufolge auch klare Vorteile für das Herz-Kreislauf-System. So senkt das Mittel das Risiko für Herzkrankheiten um ein Fünftel, das ist deutlich mehr als die von Analysten erwarteten 15 bis 17 Prozent. Die Nachricht katapultierte die Aktien von Europas zweitwertvollstem börsennotierten Konzern nach LVMH um mehr als 17 Prozent auf ein neues Rekordhoch. Auf Sicht von zwei Jahren steht sogar ein Verdoppler zu Buche (siehe Grafik 3).
Grafik 3: Entwicklung Novo Nordisk
Brennpunkt Alzheimer
Mit Kurssprüngen hat auch die Aktie von Biogen zu tun. Im Zuge guter Studiendaten für einen Wirkstoff gegen Alzheimer, was ein wirklich seltener Erfolg in der Demenzforschung ist, brannte der Titel im vergangenen Oktober ein wahres Kursfeuerwerk von rund 40 Prozent an einem Tag ab. An der Krankheit, die als unheilbar gilt, sind laut dem World Alzheimer Report 2022 mehr als 50 Millionen Menschen betroffen. Das Medikament »Leqembi« verlangsamt zumindest das Fortschreiten der Krankheit um 27 Prozent und besitzt Marktbeobachtern zufolge damit enormes Potenzial. Die Experten gehen davon aus, dass Biogen bis 2030 damit jährliche Erlöse von bis zu 8 Milliarden US-Dollar erwirtschaften kann. Zum Vergleich: 2022 wies die Biotech-Schmiede einen Konzernumsatz von 10,1 Milliarden US-Dollar aus. Den Markt schätzen Bloomberg-Analysten allein für die USA und Europa auf ein Volumen von insgesamt bis zu 70 Milliarden US-Dollar.
Derartiges Potenzial ruft natürlich auch die Konkurrenz auf den Plan. Wie schwierig die Alzheimerforschung aber ist, zeigt das Beispiel Roche. Der heimische Konzern verfehlte Ende vergangenen Jahres mit seinem Hoffnungsträger »Gantenerumab« in zwei grösseren Studien das Ziel, den Krankheitsverlauf im Frühstadium signifikant zu verzögern. Doch bleibt Roche bei Alzheimer am Ball: Zusammen mit Eli Lilly arbeitet das Unternehmen zurzeit an der Entwicklung eines Bluttests, der eine frühere Diagnose der Krankheit ermöglichen soll.
Dem Tumor auf der Spur
Weltweit führend ist Roche im Bereich Krebs. Momentan forschen die Basler an 76 Krebs-Arzneien und 17 reinen Immuntherapien. Die Krebsimmuntherapie ist eine der grossen Hoffnungsträger in der Medizin. Die Idee, Krebszellen mithilfe des eigenen Immunsystems zu bekämpfen, hat bereits gute Erfolge bei schwarzem Hautkrebs und fortgeschrittenem Lungenkrebs erzielt. Das Potenzial ist enorm: Den Analysten von Verified Market Research zufolge wird dem globalen Immuntherapiemarkt gegen Krebs zwischen 2021 und 2030 ein durchschnittliches Wachstum von 13,7 Prozent jährlich auf dann 306 Milliarden US-Dollar zugetraut.
Noch aber hat Roche im laufenden Geschäft mit den Einbussen rund um Corona zu kämpfen. Das Ende des Booms für Covid-Tests und -Arzneien liessen den Umsatz im ersten Halbjahr währungsbereinigt um 2 Prozent sinken, das Corona-Geschäft ausgeklammert hätte sich ein Verkaufsplus von 8 Prozent ergeben. Zu verdanken ist das unter anderem dem neuen Augenmedikament »Vabysmo«, das mittlerweile an der Blockbuster-Marke von 1 Milliarde US-Dollar kratzt. Die fünf wichtigsten Wachstumstreiber, Vabysmo, »Ocrevus« (Multiple Sklerose), »Hemlibra« (Hämophilie), »Evrysdi« (spinale Muskelatrophie) und »Phesgo« (Brustkrebs), generierten einen Gesamtumsatz von 7.5 Milliarden Schweizer Franken, was einer Steigerung von 2,2 Milliarden Schweizer Franken gegenüber der ersten Hälfte des Jahres 2022 entspricht.
Chancen mit mRNA
Mit wegbrechenden Covid-Verkäufen müssen derzeit auch die beiden Biotech-Firmen BioNTech und Moderna zurechtkommen. Die innovativen Corona-Vakzine, die auf mRNA-Basis entwickelt wurden, haben in der Pandemie die Kassen klingeln lassen. Moderna hatte in den vergangenen zwei Jahren mit seinem Corona-Vakzin, dem bis dato einzigen kommerziellen Produkt, einen Umsatz von rund 36 Milliarden US-Dollar erzielt. Da die schlimmste Phase der Pandemie aber nachgelassen hat, brachen die Erlöse zum Jahresauftakt um nahezu 70 Prozent ein. Der US-Konzern ist nun dabei, nach dem nächsten kommerziellen Erfolg zu suchen. Mithilfe des mRNA-Ansatzes sollen unter anderem Grippeimpfstoffe und personalisierte Krebstherapien entwickelt werden. Dabei feiert Moderna bereits erste Erfolge, wie mit einem mRNA-basierten Impfstoff, der zusammen mit Merck & Co. entwickelt wird. Dieser reduziert das Risiko, dass sich der tödlichste Hautkrebs ausbreitet, um 65 Prozent im Vergleich zur alleinigen Behandlung mit einer Immuntherapie. Für einen Respiratory Syncytial Virus (RSV)-Impfstoff für ältere Erwachsene hat Moderna sogar schon ein Antragsverfahren für eine Zulassung in den USA, Australien und Europa gestartet.
Auch BioNTech-CEO und -Mitgründer Ugur Sahin setzt vor allem auf die Entwicklung neuer Therapien gegen Krebs. Seiner Ansicht nach hat das Unternehmen bereits wesentliche Fortschritte gemacht und nun wird der Beginn der ersten klinischen Phase-III-Studie im Bereich Onkologie vorbereitet. Darüber hinaus hat BioNTech weitere klinische Studien mit Zulassungspotenzial, zum Beispiel mit einem Krebsimpfstoffkandidaten bei Bauchspeicheldrüsenkrebs, geplant. Die Produktpipeline für Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten soll im Zuge einer ersten klinischen Studie am Menschen für das erste mRNA-basierte Vakzin gegen Tuberkulose ausgebaut werden. An der Börse werden die Bemühungen noch nicht honoriert: Sowohl die Aktien von BioNTech als auch von Moderna haben seit Jahresbeginn mehr als 30 Prozent verloren.
Abspaltungsfantasie
Man sollte aber keinesfalls Novartis vergessen; bei dem heimischen Branchenriesen ist derzeit viel Musik. Erstens hat das Unternehmen nach einem überraschend starken Wachstum im ersten Semester die Jahresziele angehoben. Zweitens bekräftigte der Vorstand seine Pläne für eine Abspaltung der Generika-Sparte Sandoz. Noch in diesem Jahr ist ein Börsengang geplant. Die Anteilseigner sollen am 15. September auf einer ausserordentlichen Generalversammlung darüber abstimmen. Mit einem Plus von mehr als 8 Prozent zählt Novartis zu den Outperformern im SMI in diesem Jahr. Zudem nimmt die Aktie Kurs auf das Allzeithoch aus dem Jahr 2020 (siehe Grafik 4).
Grafik 4: Entwicklung Novartis
Produktidee: Ausgewählte Produkte aus der Pharmaindustrie
Unlimited Turbo-Zertifikate
Valor |
Basiswert |
Typ |
Stoppschwelle |
Handelsplatz |
---|---|---|---|---|
BioNTech |
Call |
91,86 USD |
Swiss DOTS, BX Swiss |
|
BioNTech |
Call |
66,94 USD |
Swiss DOTS |
|
Moderna |
Call |
87,67 USD |
Swiss DOTS, BX Swiss |
|
Moderna |
Call |
72,91 USD |
Swiss DOTS |
|
Novartis |
Call |
80,41 CHF |
Swiss DOTS |
|
Novartis |
Put |
112,17 CHF |
Swiss DOTS |
|
Novo Nordisk |
Call |
877,53 DKK |
Swiss DOTS |
|
Novo Nordisk |
Put |
1.585,74 DKK |
Swiss DOTS |
|
Roche |
Call |
223,84 CHF |
BX Swiss |
|
Roche |
Put |
311,83 EUR |
Swiss DOTS |
Faktor-Zertifikate
Valor |
Basiswert |
Strategie |
Faktor |
Handelsplatz |
---|---|---|---|---|
Eli Lilly |
Long |
6 |
Swiss DOTS |
|
Eli Lilly |
Short |
–6 |
Swiss DOTS |
|
Novartis |
Long |
8 |
SIX Exchange |
|
Novartis |
Short |
–4 |
Swiss DOTS, BX Swiss |
|
Novo Nordisk |
Long |
4 |
Swiss DOTS |
|
Novo Nordisk |
Long |
10 |
Swiss DOTS |
|
Roche |
Long |
4 |
SIX Exchange |
|
Roche |
Short |
–6 |
Swiss DOTS, BX Swiss |
Stand: August 2023; Quelle: Société Générale
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