Analysen
Ölmarkt: Ein echter Balanceakt
Trotz einer rekordhohen Nachfrage hat sich Öl 2023 verbilligt. Für die weiteren Aussichten spielen neben dem Bedarf die Produktion in den USA sowie bei den OPEC+ eine zentrale Rolle. Für Trader sollte der wichtigste Energieträger auch im neuen Jahr interessant bleiben.
Mitte Dezember 2023 hat die 28. Weltklimakonferenz (COP28) einen historischen Beschluss gefasst. Nach hartem Ringen und sogar einer Verlängerung der Verhandlungen einigten sich die knapp 200 in Dubai vertretenen Staaten auf eine Abschlusserklärung. Sie schreibt zum ersten Mal eine Abkehr von den fossilen Energieträgern fest. Ein konkretes Ende der klimaschädlichen Verbrennung von Kohle, Öl und Gas enthält der Text allerdings nicht. Immerhin rief die Konferenz zu einer Verdreifachung der weltweiten Kapazitäten an erneuerbaren Energien bis 2030 auf. Im selben Zeitraum soll die Energieeffizienz verdoppelt werden. Fest steht auch nach der COP28: Die Welt kommt bis auf Weiteres nicht ohne das »schwarze Gold« aus. Laut den Schätzungen der U.S. Energy Information Administration (EIA) wurden 2023 im Schnitt pro Tag knapp 101 Millionen Barrel Öl verbraucht – so viel wie nie zuvor.
Unter Druck
Obwohl die Nachfrage damit gegenüber dem Vorjahr um 1,9 Prozent zugenommen hat, ist beim wichtigsten Energieträger eine kleine Gewinnserie gerissen. Nachdem sich Brent in den beiden Vorjahren jeweils verteuert hatte, gab der Preis für 1 Barrel der Nordseegattung 2023 um rund ein Zehntel nach (siehe Grafik 1). Für das US-Pendant Western Texas Intermediate (WTI) stand zu Silvester ein Abschlag von nahezu identischem Ausmass zu Buche. Immerhin konnte Brent die charttechnische Unterstützung im Bereich von 70 US-Dollar halten. Hier fand der Future in den vergangenen Jahren immer wieder Rückhalt. Ausgehend von dieser horizontalen Linie startete der Ölpreis Mitte 2023 sogar einen Anlauf in Richtung der runden Marke von 100 US-Dollar. Die kurze Rally ging mit der sich ausbreitenden Erwartung einer Verknappung des Energieträgers einher. Neben einer vor allem in China wachsenden Nachfrage unterstellten Analysten ein schrumpfendes Angebot von Seiten der sogenannten OPEC+. Zu dieser Gruppe zählen neben den Mitgliedern der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) weitere Förderstaaten, allen voran Russland.
Grafik 1: Jahr der Bodenbildung
Brent-Rohöl-Future
Rekordhohe US-Förderung
In der Tat hat das Reich der Mitte nach dem Ende der coronabedingten Einschränkungen deutlich mehr Öl verbraucht. Gegenüber dem Vorjahr nahm die Nachfrage 2023 um rund 5 Prozent zu. Gleichzeitig hielten die OPEC+ an ihrer Politik der künstlichen Verknappung fest. Per Ende des Jahres lagen die Produktionskürzungen bei rund 6 Millionen Barrel pro Tag. Und doch dürfte die globale Ölförderung laut den Projektionen der EIA selbst im Schlussquartal 2023 höher ausgefallen sein als der Verbrauch. Behält die Agentur recht, wären die globalen Lagerbestände – allen Unkenrufen zum Trotz – in jedem Quartal nach oben gegangen (siehe Grafik 2).
Grafik 2: Ziemlich im Gleichgewicht
Angebot und Nachfrage am Ölmarkt
Für die relativ komfortable Versorgungslage ist einerseits die maue Konjunktur in wichtigen Industriestaaten verantwortlich. Während der Ölverbrauch in den USA moderat gestiegen ist, stagnierte er in Europa und Japan. Gleichzeitig liefen die Pumpen in den Staaten auf Hochtouren. Mit durchschnittlich 13,1 Millionen Fass pro Tag dürfte die Ölförderung dort einen neuen Rekord erreicht haben. Auf diese Weise konnten die USA ihre Nettoexporte von Rohöl, Gasen und anderen flüssigen Raffinerieerzeugnissen 2023 um die Hälfte auf durchschnittlich 1,8 Millionen Barrel pro Tag steigern.
USA als Zünglein an der Waage
Im neuen Jahr soll sich dieser Trend fortsetzen. »Wir gehen davon aus, dass die Nettoexporte von Rohöl und Erdölprodukten aus den USA im Jahr 2024 ein Rekordhoch von fast 2,0 Millionen Barrel pro Tag erreichen werden«, schrieb die EIA Mitte Dezember. Als Treiber nannte die Behörde eine steigende Förderung von Öl und Gas. In gewisser Weise dürften die USA also die Verknappungsstrategie der OPEC+ weiterhin konterkarieren. Allerdings sollten Förderung und Exporte bei weitem nicht mehr so stark steigen wie im vergangenen Jahr. Commerzbank Commodity Research geht sogar davon aus, dass weniger Öl aus den USA an den Markt kommt. Analyst Carsten Fritsch verweist auf die im Vorjahr »massiv abgebauten und auf ein 40-Jahres-Tief abgesunkenen strategischen Ölreserven« der weltgrössten Volkswirtschaft. Aufgrund der für lange Zeit hohen Preise und technischer Hürden seien diese bis dato kaum wieder aufgebaut worden. »Der politische Druck dürfte vor den Präsidentschafts- und Kongresswahlen im November 2024 zunehmen«, erwartet der Experte.
Fritsch geht jedenfalls davon aus, dass den OPEC+ 2024 weniger Konkurrenz durch die USA erwächst. Alles in allem rechnet Commerzbank Commodity Research bei Brent bis zum Ende des ersten Quartals mit einem Preisanstieg auf 80 US-Dollar. »Die im weiteren Jahresverlauf anziehende Nachfrage und das dadurch verursachte Angebotsdefizit dürfte den Brent-Ölpreis im zweiten Halbjahr 2024 auf 90 US-Dollar je Barrel steigen lassen«, schreibt Fritsch in einem Mitte Dezember publizierten Ausblick. WTI sieht er Ende März bei 75 US-Dollar. Für das zweite Semester erwartet der Analyst für die US-Gattung eine Notierung von 85 Dollar je Fass.
Natürlich ist keine Prognose in Stein gemeisselt. Insbesondere eine – beispielsweise aufgrund einer Rezession in wichtigen Abnehmerländern – schrumpfende Nachfrage könnte optimistische Szenarien durchkreuzen.
Produktidee: Hebelprodukte auf Öl
Mit Hebelpapieren von Société Générale können Trader sowohl auf steigende Notierungen (Long) setzen als auch darauf spekulieren, dass der wichtigste Energieträger schwächelt (Short). Nachfolgend finden Sie eine kleine Auswahl an Produkten auf Brent und WTI.
BEST Turbo-Optionsscheine
Valor |
Basiswert |
Typ |
Hebel |
Strike |
Stoppschwelle |
Handelsplatz |
---|---|---|---|---|---|---|
Brent-Future |
Call |
8,2 |
69,5195 USD |
69,5195 USD |
Swiss DOTS |
|
Brent-Future |
Call |
4,5 |
61,8467 USD |
61,8467 USD |
Swiss DOTS |
|
Brent-Future |
Put |
7,5 |
89,2638 USD |
89,2638 USD |
Swiss DOTS |
|
Brent-Future |
Put |
3,9 |
99,1852 USD |
99,1852 USD |
Swiss DOTS |
|
WTI-Future |
Call |
9,2 |
64,0033 USD |
64,0033 USD |
Swiss DOTS |
|
WTI-Future |
Call |
4,6 |
57,9564 USD |
57,9564 USD |
Swiss DOTS |
|
WTI-Future |
Put |
8,7 |
81,9130 USD |
81,9130 USD |
Swiss DOTS |
|
WTI-Future |
Put |
4,5 |
89,8092 USD |
89,8092 USD |
Swiss DOTS |
Faktor-Optionsscheine
Valor |
Basiswert |
Strategie |
Hebel |
Laufzeit |
Handelsplatz |
---|---|---|---|---|---|
Brent-Future |
Long |
8 |
Open End |
Swiss DOTS |
|
Brent-Future |
Short |
–8 |
Open End |
Swiss DOTS |
|
Brent-Future |
Long |
6 |
Open End |
Swiss DOTS, BX Swiss |
|
Brent-Future |
Short |
–6 |
Open End |
Swiss DOTS |
|
WTI-Future |
Long |
10 |
Open End |
Swiss DOTS |
|
WTI-Future |
Short |
–10 |
Open End |
Swiss DOTS |
|
WTI-Future |
Long |
4 |
Open End |
Swiss DOTS |
|
WTI-Future |
Short |
–4 |
Open End |
Swiss DOTS, BX Swiss |
Stand: Januar 2024; Quelle: Société Générale
Die hier präsentierten Anlageideen berücksichtigen weder Ihre finanziellen Verhältnisse noch Ihre Anlageziele oder Kenntnisse und Erfahrungen. Sie stellen keine individuelle Anlageempfehlung dar. Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt lediglich in Kurzform. Die massgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter www.sg-zertifikate.ch zur Verfügung.