Analysen

Technologie-Aktien: Beschleunigter Vorstoss ins digitale Zeitalter

Sei es bei der Arbeit oder in der Freizeit: Die Digitalisierung hat den vom Corona-Lockdown geplagten Menschen das Leben deutlich erleichtert. Insofern dürfte die Krise den technologischen Umbruch weiter beschleunigen. Passend zu dieser These sind viele Unternehmen aus dem Sektor an der Börse gerade schwer angesagt.

Am 25. Mai 2020 hat die Pilotphase für die SwissCovid-App begonnen. Mit dieser Anwendung sollen über das sogenannte Contact Tracing Infektionsketten nachverfolgt und unterbrochen werden. Damit ist sie ein wichtiges Werkzeug im Kampf gegen Covid-19. Dank einer Schnittstelle kann die SwissCovid-App sowohl auf mobilen Geräten mit dem Apple-Betriebssystem iOS als auch auf Smartphones, die mit Googles Android laufen, genutzt werden. Die Kooperation der beiden US-Technologieriesen macht die immense Bedeutung der von der Schweiz als weltweit erstem Land ausgerollten Lösung deutlich. Gleichzeitig ist sie ein weiterer Beleg für den Nutzen der Digitalisierung in einer durch das Coronavirus herausgeforderten Welt.

V-förmige Kurserholung
Wenig überraschend hat sich diese Erkenntnis auch an der Börse durchgesetzt. Nach dem durch die Pandemie verursachten Ausverkauf erholten sich Technologie-Aktien in einem rasanten Tempo. In den USA notierte der Nasdaq-100 Ende Mai nur noch etwas mehr als 3 Prozent unter dem kurz vor dem Corona-Crash markierten Allzeithoch (siehe Grafik 1). In dieser Benchmark sind die »Vollstrecker« der digitalen Disruption geballt anzutreffen. Doch die vor knapp einem halben Jahrhundert gegründete US-Technologiebörse ist längst nicht mehr die einzige Brutstätte für diese Unternehmensspezies.

Grafik 1: Wertentwicklung Nasdaq 100

(ein Jahr)

Homeoffice: Gekommen, um zu bleiben
Unter anderem sind auch an der SIX Swiss Exchange mehrere Gesellschaften kotiert, die ihre Kernkompetenzen während des Lockdowns ausspielen konnten. Beispiel Logitech. Wir sind in einer Analyse der vergangenen Ausgabe (ideas 96, Seite 25) bereits auf den Spezialisten für Computerzubehör eingegangen. In der Zwischenzeit hat das Unternehmen die Zahlen für das vierte Quartal der Geschäftsperiode 2020/2021 (per 31. März 2020) publiziert: Von Januar bis März nahm der Umsatz um 14 Prozent auf 709 Millionen US-Dollar zu. Mit 79 Millionen US-Dollar verdiente der schweizerisch-amerikanische Konzern operativ 23 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. »Logitech’s Produkte waren noch nie so relevant«, erklärte CEO Bracken Darrel. Videokonferenzen, Heimarbeit, Streaming und Gaming würden das Geschäft langfristig anschieben. »Die Pandemie hat diese Trends nicht geändert, sondern sie beschleunigt«, stellte der Unternehmenschef fest. Mehrere Parameter sprechen dafür, dass er recht behält und Webcams, Headsets, Bildschirme oder Mäuse gefragt bleiben. Beispielsweise dürfte der Lockdown Vorbehalte gegen das Homeoffice beiseitegeschoben haben. Mitte April hat Deloitte in der Schweiz eine repräsentative Umfrage durchgeführt. Nahezu die Hälfte der befragten Personen gab an, dass sie während der Corona-Zeit mindestens einen halben Tag pro Woche im Homeoffice arbeitet. 34 Prozent wollten auch nach der Krise zumindest teilweise an diesem Modell festhalten. Bleibt es dabei, würde der Anteil der Heimarbeiter in der Schweiz gegenüber dem Niveau vom Anfang des Jahres um 9 Prozentpunkte steigen (siehe Grafik 2).

Grafik 2: Anteil der Schweizer Erwerbstätigen im Homeoffice

(Fragestellung: Arbeiten Sie mindestens einen halben Tag pro Woche von zuhause aus?)

Workflow-Spezialisten: Das Geschäft brummt
Neben der Hard- zählt die geeignete Software zur Grundausstattung des Homeoffice. Lösungen für Fernwartung und Videokonferenzen sind das Spezialgebiet von TeamViewer. Folgerichtig brummte beim schwäbischen Unternehmen zuletzt das Geschäft. Im ersten Quartal nahmen die fakturierten und abgegrenzten Umsätze (Billings) um 75 Prozent auf rekordverdächtig hohe 119,7 Millionen Euro zu. Das operative Ergebnis (Stufe Ebitda) konnte TeamViewer auf 73,9 Millionen Euro nahezu verdoppeln. »Die guten Ergebnisse bestätigen unsere Strategie und belegen, dass TeamViewer eine Schlüsseltechnologie für den modernen Arbeitsplatz und die digitalen Geschäftsprozesse der Zukunft bereitstellt«, kommentierte CEO Oliver Steil den Zwischenbericht. Gleichzeitig erhöhte er die Jahresprognose.

Die TeamViewer-Aktie notiert mittlerweile rund drei Viertel über dem im vergangenen September festgelegten IPO-Preis. Dagegen trennt Slack Technologies ein gutes Stück vom ersten Kurs. Der Büro-Kommunikationsdienst debütierte im Juni 2019 mittels Direktplatzierung an der New Yorker Börse. Nach einer kurzen Euphorie drehte die Aktie nach unten. Erst die globale Homeoffice-Bewegung bescherte Slack eine Trendwende (siehe Grafik 3). Inwieweit sich der Boom in den Zahlen der 2014 als eine Art »Anti-E-Mail« gestarteten Workflow-Lösung niedergeschlagen hat, erfahren Anleger am 4. Juni (nach Redaktionsschluss). Dann präsentiert Slack Technologies die Ergebnisse für den Zeitraum Februar bis April, das erste Quartal der Fiskalperiode 2021.

Grafik 3: Wertentwicklung Slack Technologies

(seit Börsengang)

Cloud: Datenwolke schwillt kräftig an
Als Homeoffice-Ausstatter konkurriert der Börsenneuling direkt mit einem Giganten der Wall Street. Der knapp 1,4 Billionen US-Dollar schwere Microsoft-Konzern drängt mit dem Betriebssystem Windows, der Office-Software sowie insbesondere mit »Teams« an die Heimarbeitsplätze. Ähnlich wie Slack ermöglicht die letztgenannte Applikation die standortunabhängige Zusammenarbeit, Kommunikation und Datenverwaltung. Im März hat die Zahl der Videoanrufe mittels Teams um 1.000 Prozent zugenommen. »In zwei Monaten haben wir eine digitale Transformation erlebt, die sonst zwei Jahre gedauert hätte«, beschrieb Microsoft-Chef Satya Nadella die Zeit des Lockdowns. Folgerichtig hat der weltgrösste Softwarekonzern im dritten Quartal des Geschäftsjahrs 2020/2021 (per 30. Juni) ein Umsatzwachstum von 15 Prozent auf 35 Milliarden US-Dollar eingefahren. Unterm Strich verdiente das Unternehmen 10,8 Milliarden US-Dollar – 22 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Neben dem Kerngeschäft schob das Cloud-Segment das Wachstum an. Microsoft baut das Angebot für die Auslagerung von Programmen und Dateien in virtuelle Rechenzentren seit Jahren intensiv aus. Die Sparte Azure ist hier weltweit hinter dem von Amazon betriebenen Anbieter AWS die Nummer 2. Mit dem Google-Mutterkonzern Alphabet belegt ein weiterer US-Technologieriese den dritten Rang. Das prominente Trio dominiert damit einen globalen Megatrend. Laut Gartner könnten die weltweiten Umsätze im Cloud-Computing bis 2022 mehr als 350 Milliarden US-Dollar erreichen. Behält das Marktforschungsunternehmen recht, würden sich die Volumina innerhalb von fünf Jahren mehr als verdoppeln (siehe Grafik 4).

Grafik 4: Prognostizierte Umsätze im weltweiten Cloud-Computing

Streaming: Volles Programm – für Augen und Ohren
Die Cloud ist ein zentraler technischer Baustein für das Streaming. Zuletzt dürften die Online-Anbieter von Filmen, Serien, Musik und Audiobeiträgen die Datenwolke besonders intensiv genutzt haben. Der Lockdown bescherte dem Sektor einen regelrechten Ansturm. 15,8 Millionen neue Nutzer meldeten sich im ersten Quartal bei Netflix an. Damit ist die Zahl der Abonnenten, die Geld an den weltgrössten Videostreamingdienst überweisen, auf 183 Millionen angewachsen. Stärker als erwartet hat sich auch die Spotify-Community ausgedehnt – der Anbieter von Musik, Hörbüchern und Podcasts meldete einen Anstieg der monatlich aktiven Nutzer um 31 Prozent auf 286 Millionen. Davon haben 130 Millionen ein kostenpflichtiges Premium-Paket abonniert. Obwohl Spotify die Prognose für den Jahresumsatz nach unten revidierte, haussierte die Aktie des schwedischen Branchenpioniers.

Dagegen gab Roku zuletzt eher nach, obwohl das Unternehmen in der Herzkammer des Streaming-Markts positioniert ist. Roku verkauft Geräte, mit denen sich die Angebote von Netflix & Co. auf das heimische TV-Gerät holen lassen. Gleichzeitig betreiben die Kalifornier eine eigene Streaming-Plattform. Dieser Kanal ist für seine Nutzer kostenlos, er wird über Gebühren der angeschlossenen Dienstleister sowie Werbeeinnahmen finanziert. Im Zuge von Corona strichen Unternehmen ihre Budgets zusammen oder stornierten bestehende Buchungen. Daher geht das Management für 2020 von einem verlangsamten Wachstum der Werbeumsätze aus.

Fintech: Intakte Wachstumstreiber
Nicht gerade prickelnd ist auch der jüngste Zwischenbericht von Temenos ausgefallen. Wegen Covid-19 brach das Geschäft des Bankensoftwarespezialisten im März offenbar ein. Dies führte dazu, dass Temenos für das erste Quartal bei den Lizenzeinnahmen einen Rückgang von annähernd der Hälfte hinnehmen musste. CEO Max Chuard rechnet nun beim Betriebsergebnis für 2020 mit einem Wachstum von mindestens 7 Prozent. Zuvor hatte er eine Steigerung von mehr als einem Fünftel in Aussicht gestellt.

Um die Zukunft des Unternehmens ist Chuard allerdings nicht bange. »Die strukturellen Treiber Digitalisierung, Regulierung, Kostendruck und Wandel in Richtung Open Banking sind intakt und dürften sich nach der Krise sogar beschleunigen«, erklärte der CEO. Die jüngste Kursentwicklung von Temenos spricht dafür, dass auch die Investoren wieder an eine Fortsetzung des digitalen Umbruchs im Finanzsektor, kurz Fintech, glauben. Gegenüber dem im März erreichten Mehrjahrestief hat der SMIM-Titel annähernd 60 Prozent gutgemacht (siehe Grafik 5).

Grafik 5: Wertentwicklung Temenos

(fünf Jahre)

Anlageidee: Hebelprodukte auf ausgewählte Technologie-Aktien

Unlimited Turbo-Zertifikate

Valor

Basiswert

Typ

Stoppschwelle

Handelsplatz

54280800

Logitech

Call

43,22 CHF

Swiss DOTS, BX Swiss

51579041

Logitech

Put

65,61 CHF

Swiss DOTS, BX Swiss

50984381

Microsoft

Put

211,38 USD

Swiss DOTS, BX Swiss

53874290

Netflix

Call

319,98 USD

Swiss DOTS, BX Swiss

48547166

Netflix

Put

527,19 USD

Swiss DOTS, BX Swiss

53332740

Roku

Call

48,66 USD

Swiss DOTS, BX Swiss

54354283

Slack Technologies

Call

25,99 USD

Swiss DOTS, BX Swiss

54354249

Spotify Technology

Call

142,31 USD

Swiss DOTS, BX Swiss

54286437

TeamViewer

Call

36,19 EUR

Swiss DOTS, BX Swiss

Faktor-Zertifikate

Valor

Basiswert

Strategie

Faktor

Handelsplatz

49588719

Logitech

Long

4

Swiss DOTS, BX Swiss

49588754

Logitech

Short

–4

Swiss DOTS, BX Swiss

49645622

Microsoft

Short

–4

Swiss DOTS, BX Swiss

49645623

Netflix

Short

–4

Swiss DOTS, BX Swiss

49588734

Temenos

Long

4

Swiss DOTS, BX Swiss

49588769

Temenos

Short

–4

Swiss DOTS, BX Swiss

Warrants

Valor

Basiswert

Typ

Omega

Strike

Laufzeit

Handelsplatz

51401568

Logitech

Call

4,55

52,00 CHF

18.12.2020

Swiss DOTS, BX Swiss

54354484

Logitech

Put

–4,24

54,00 CHF

18.12.2020

Swiss DOTS, BX Swiss

52924114

Microsoft

Call

5,10

185,00 USD

19.03.2021

Swiss DOTS, BX Swiss

54279514

Microsoft

Put

–3,80

185,00 USD

19.03.2021

Swiss DOTS, BX Swiss

52324781

Netflix

Call

3,85

390,00 USD

18.12.2020

Swiss DOTS, BX Swiss

54279526

Netflix

Put

–3,28

410,00 USD

18.12.2020

Swiss DOTS, BX Swiss

54279578

Spotify Technology

Call

2,96

160,00 USD

19.03.2021

Swiss DOTS, BX Swiss

52042318

Temenos

Call

4,81

150,00 CHF

18.12.2020

Swiss DOTS, BX Swiss

Stand: 29. Mai 2020; Quelle: Société Générale

Die hier präsentierten Anlageideen berücksichtigen weder Ihre finanziellen Verhältnisse noch Ihre Anlageziele oder Kenntnisse und Erfahrungen. Sie stellen keine individuelle Anlageempfehlung dar. Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt lediglich in Kurzform. Die massgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter www.sg-zertifikate.ch zur Verfügung.