Analysen
Minensektor: Ziemlich heisse Eisen
Mit den steigenden Preisen für Industrie- und Edelmetalle haben sich die Aktien des Bergbausektors zurückgemeldet. Neben der konjunkturellen Entwicklung und der Relation von Angebot und Nachfrage sind die Explorationskosten ein entscheidender Faktor für die Aussichten dieser relativ volatilen Papiere.
Ende April machte an den Kapitalmärkten das »R«-Wort die Runde. Will heissen, Strategen, Analysten und Investoren zerbrachen sich gleichermassen die Köpfe darüber, ob der Weltwirtschaft eine Rezession droht. Auslöser dieser Debatte war das Zusammenspiel zwischen einer hohen Inflation, steigenden Zinsen, Corona-Lockdowns in China sowie den unkalkulierbaren Folgen des Kriegs in der Ukraine. Bemerkbar machten sich die Rezessionssorgen einerseits in Form fallender Aktienkurse. Unter Druck gerieten zudem die Rohstoffpreise. Als besonders konjunktursensibel gelten hier die Industriemetalle.
Der wichtigste Vertreter dieses Segments ist Kupfer. Wegen einer starken Verknüpfung mit der makroökonomischen Grosswetterlage wird das rote Metall auch als »Dr. Copper« bezeichnet. Zurückzuführen ist dieses Attribut auf die vielfältigen Einsatzfelder. Kupfer bringt eine besonders gute elektrische und thermische Leitfähigkeit sowie eine hohe Korrosionsbeständigkeit mit. Das Metall ist daher unter anderem im Automobilsektor, auf dem Bau, in der Elektroindustrie sowie im Bereich erneuerbarer Energien unabdingbar.
Bullen contra Bären
Am 7. März kostete ein Pfund Kupfer zum ersten Mal mehr als 5 US-Dollar. Gegenüber diesem Allzeithoch gab der Preis bis zum 25. April um mehr als ein Zehntel nach. Noch deutlich stärker gerieten die Aktien des Sektors unter die Räder. Der grösste börsennotierte Kupferproduzent ist Freeport-McMoRan. Ende März war der Kurs des US-Minenkonzerns zum ersten Mal seit Sommer 2011 auf mehr als 50 US-Dollar geklettert. In der darauffolgenden Korrektur verbilligt sich das Papier um annähernd ein Fünftel (siehe Grafik 1).
Grafik 1: Rücksetzer auf hohem Niveau
Freeport-McMoRan
Dieses Beispiel steht exemplarisch für die Bergbaubranche. Ihre Aktien sind naturgemäss direkt an das Auf und Ab der Metallpreise gekoppelt. Die Schwankungen fallen dabei mitunter noch stärker aus als bei den Rohstoffen selbst. Unter den Investoren schienen sich mit Blick auf den Minensektor zuletzt zwei Lager zu bilden: Die Bullen argumentieren mit dem strukturellen Wachstum des Bedarfs und einer gleichzeitigen Verknappung verschiedener Metalle. Derweil verweisen die Skeptiker auf das eingangs skizzierte »R«-Wort respektive dem mit einem möglichen Wirtschaftseinbruch einhergehenden Nachfrageschwund.
China als Dreh- und Angelpunkt
Was den langfristigen Verbrauch anbelangt, sprechen die Zahlen der International Copper Study Group (ICSG) eine deutliche Sprache: Der Branchenorganisation zufolge erreichte die globale Nachfrage an raffiniertem Kupfer im vergangenen Jahr zum ersten Mal mehr als 25 Millionen Tonnen. Allein seit der Jahrtausendwende hat das Volumen damit um gut zwei Drittel zugenommen (siehe Grafik 2). »Der Haupttreiber der globalen Verwendung von raffiniertem Kupfer war Asien«, stellt die ICSG fest.
Grafik 2: Strukturelles Nachfragewachstum
Kupfernachfrage global
Forciert vom enormen Rohstoffhunger Chinas hat sich der Bedarf auf dem Kontinent über die vergangenen vier Jahrzehnte verachtfacht. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass eine stärkere Beeinträchtigung der Wirtschaft im Reich der Mitte durch die Rückkehr von Covid-19 den Kupferpreis belastet.
Die Förderung von Kupfer konnte in den vergangenen Jahren nicht mehr mit dem wachsenden Bedarf Schritt halten. Infolgedessen geriet der Weltmarkt in eine fast schon chronische Unterversorgung. Dem ICSG zufolge betrug das Defizit 2021 annähernd 440.000 Tonnen. Im laufenden Jahr soll sich das Blatt jedoch wenden. Die Organisation rechnet mit einem Angebotsüberschuss.
Starke Zahlen, revidierter Ausblick
Während es sich hier um eine Prognose handelt, liegen die Ergebnisse von Freeport-McMoRan für das erste Quartal bereits auf dem Tisch. Im jüngsten Zwischenbericht des Branchenriesen kommt die skizzierte Situation an den Metallmärkten deutlich zum Vorschein. Mit gut einer Milliarde Pfund übertraf die verkaufte Kupfermenge den Vorjahreswert um knapp ein Viertel. Pro Pfund nahm Freeport-McMoRan im Schnitt 4,66 US-Dollar ein – 18 Prozent mehr als im ersten Quartal 2021. Zusammen mit einem deutlich gestiegenen Goldabsatz und -preis ermöglichte diese Entwicklung einen Gewinnsprung: Unterm Strich verdiente der Konzern von Januar bis März gut 1,5 Milliarden US-Dollar und damit mehr als doppelt so viel wie im Vergleichszeitraum.
Obwohl das Unternehmen damit die Erwartungen deutlich übertraf, reagierte die Freeport-McMoRan-Aktie mit Kursabschlägen auf die jüngsten Zahlen. Auslöser hierfür war der Ausblick. Zwar rechnet das Management weiterhin mit einer wachsenden Nachfrage, ausgelöst insbesondere durch Infrastrukturprojekte und Investments im Bereich erneuerbare Energien. Doch mussten die Verantwortlichen ihre Umsatzplanung für 2022 und 2023 etwas zurückschrauben. Sie verwiesen in diesem Zusammenhang auf Schwierigkeiten bei der Expansion der Grasberg-Mine in Indonesien. Ausserdem sei es Anfang des Jahres in den US-Abbaustätten zu coronabedingten Verzögerungen gekommen.
Rio Tinto: Produktionsziel bestätigt
Mit diversen Herausforderungen hatte in den ersten drei Monaten 2022 auch Rio Tinto zu kämpfen. Der Bergbaukonzern meldete einen Rückgang der Eisenerzproduktion in seinen Betrieben in der australischen Pilbara-Region um 6 Prozent auf 71,7 Millionen Tonnen. Neben Schwierigkeiten beim Hochfahren des Gudai-Darri-Projekts sowie der Inbetriebnahme der Nassanlage Mesa A bremsten Rio Tinto festgefahrene Lieferketten und ein angespannter Arbeitsmarkt infolge steigender Covid-19-Infektionszahlen aus. Am Ausblick für das Gesamtjahr hielt CEO Jakob Stausholm dennoch fest. Unter anderem möchte er zwischen 320 und 335 Millionen Tonnen Eisenerz verschiffen. Zum Vergleich: 2021 verliessen 322 Millionen Tonnen dieses wichtigen Grundstoffs für die Stahlproduktion die Minen des Konzerns.
Neben Eisenerz produziert der in London ansässige Konzern Bauxit, Aluminium, Kupfer, Titan und sogar Diamanten. Dementsprechend angesagt war das 1873 am spanischen »Rio Tinto«-Fluss entstandene Unternehmen in der jüngeren Vergangenheit bei den Investoren. Auf Sicht von fünf Jahren steht für die im britischen Leitindex FTSE 100 vertretene Aktie in etwa ein Kursverdoppler zu Buche (siehe Grafik 3).
Grafik 3: Übergeordneter Aufwärtstrend
Rio Tinto
Glencore: Bewegte Zeiten
Hier kann Glencore nicht Schritt halten, wenngleich die Aktie des Rohstoffkonzerns seit dem Frühjahr 2020 steil nach oben tendiert (siehe Grafik 4). Anders als die bereits besprochenen Konkurrenten publiziert Glencore keine Quartalszahlen. Gleichwohl sorgte das Zuger Unternehmen zuletzt für Schlagzeilen. Ende März verkündete Glencore ein Festhalten an den Beteiligungen in Russland. Neben einem 10,5-Prozent-Anteil am Aluminiumproduzenten En+ hält das Unternehmen ein 0,57-Prozent-Investment in den Ölkonzern Rosneft. »Glencore ist zu dem Schluss gekommen, dass es im aktuellen Umfeld keinen realistischen Weg gibt, aus diesen Beteiligungen auszusteigen«, schrieb das Unternehmen in einer Medienmitteilung. Allerdings werde man keine neuen Handelsgeschäfte mit Rohstoffen russischen Ursprungs eingehen. Noch Mitte Februar, also kurz vor Kriegsbeginn in der Ukraine, hatte Glencore den Ausstieg beim russischen Ölunternehmen Russneft bekannt geben können.
Grafik 4: An der 5-Pfund-Marke abgeprallt
Glencore
Enge Bande knüpft das Unternehmen dagegen neuerdings – in Form eines langjährigen Liefervertrags – mit General Motors. Glencore wird den US-Autobauer mit Kobalt aus der Murrin-Murrin-Mine in Australien versorgen. General Motors verwendet diesen Rohstoff zur Herstellung von Batterien. Kobalt verbessert die Energiedichte und Lebensdauer von Lithium-Ionen-Kathoden. Durch den Deal kommt General Motors dem Ziel näher, bis Ende 2025 in Nordamerika Kapazitäten für den Bau von einer Million Elektrofahrzeugen zu schaffen.
Schon im vergangenen Jahr zählte Kobalt zu den Rohstoffen, bei denen Glencore zweistellige Wachstumsraten verzeichnete. Generell spiegelt sich in der Bilanz des Konzerns der Rebound des Rohstoffmarkts nach dem coronabedingten Einbruch wider. Bei einem Umsatzwachstum von 43 Prozent auf 203,75 Milliarden US-Dollar steigerte Glencore das operative Ergebnis (Stufe angepasstes Ebitda) um 84 Prozent auf rekordhohe 21,3 Milliarden US-Dollar.
Barrick Gold: Im Bann der Inflation
Zum grossen Warenspektrum von Glencore zählt auch Gold. Allerdings nahm die Produktion in den Minen des Konzerns 2021 um 12 Prozent auf 809.000 Unzen ab. Mehr als das Fünffache dieser Menge förderte Barrick Gold im vergangenen Jahr zu Tage. Pro verkaufter Unze nahm die Nummer 2 des Sektors im Schnitt 1.790 US-Dollar ein. Zwar lag der Erlös damit um 12 US-Dollar über dem Vorjahreswert, doch verbuchte Barrick einen deutlich stärkeren Kostenanstieg. Vor allem die steigenden Energiepreise machen sich auf der Ausgabenseite bemerkbar. Folgerichtig schrumpfte der Gewinn.
In den ersten drei Monaten des neuen Jahres sank die Goldproduktion von Barrick gegenüber dem Schlussquartal 2021 um annähernd 18 Prozent auf knapp 1 Million Unzen. Die Kanadier führten den Rückgang auf einen schwächeren Ausstoss in den Nevada-Minen zurück. Rückläufig entwickelte sich auch die Förderung im Kupfersegment. Dagegen profitierte Barrick in beiden Geschäftszweigen von den steigenden Rohstoffpreisen. CEO Mark Bristow erwartet im weiteren Jahresverlauf eine anziehende Produktion und hat die Ziele für 2022 bestätigt. Unter anderem peilt er eine Goldförderung zwischen 4,2 und 4,6 Millionen Unzen an. Gleichzeitig geht Bristow von weiter steigenden Kosten aus.
Während die Inflation den Nordamerikanern an dieser Stelle zu schaffen macht, ist sie gleichzeitig gut für das Geschäft. Der allgemeine Preisauftrieb gilt neben der extrem angespannten Geopolitik als ein zentrales Argument für die Krisenwährung Gold. Mit dem Edelmetall haben sich die Aktien des Sektors Anfang 2022 deutlich verteuert. Das gilt auch für Barrick: Im März erreichte der Large Cap das höchste Niveau seit dem Herbst 2020. Später setzte die Aktie – zusammen mit dem Goldpreis – wieder etwas zurück (siehe Grafik 5).
Grafik 5: Rebound zum Jahreswechsel
Barrick Gold
Für einen neuen Impuls könnte das Unternehmen selbst mit den Ergebniskennziffern für das erste Quartal sorgen. Am 4. Mai (nach Redaktionsschluss) hat Barrick den Zwischenbericht vorgelegt. Und natürlich dürfte das »R«-Wort massgeblichen Einfluss auf die weitere Entwicklung im gesamten Minensektor nehmen. Während eine steigende Rezessionsgefahr bei den Industriemetallen eher bremsen sollte, dürfte sie das Interesse an Gold tendenziell erhöhen.
Produktidee: Hebelprodukte auf Minenaktien
Im Basiswerte-Fundus von Société Générale ist der Bergbausektor gut vertreten. Aufgrund ihrer typischerweise relativ stark ausgeprägten Kursschwankungen bieten diese Aktien jede Menge Trading-Opportunitäten. Allerdings handelt es sich bei den Minenwerten mitunter auch um sprichwörtlich »heisse Eisen«. Egal, ob Anleger auf steigende Kurse (Long) setzen oder sich mit Short-Papieren zum Lager der Bären gesellen: Sie sollten sich der Risiken stets bewusst sein.
Unlimited Turbo-Zertifikate
Valor |
Basiswert |
Typ |
Hebel |
Strike |
Stoppschwelle |
Handelsplatz |
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Barrick Gold |
Call |
4,7 |
17,96 USD |
18,85 USD |
Swiss DOTS |
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Barrick Gold |
Call |
2,4 |
13,17 USD |
13,82 USD |
Swiss DOTS, BX Swiss |
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Glencore |
Call |
5,4 |
3,81 GBP |
3,93 GBP |
Swiss DOTS |
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Glencore |
Call |
3,0 |
3,12 GBP |
3,22 GBP |
Swiss DOTS, BX Swiss |
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Glencore |
Put |
4,6 |
5,63 GBP |
5,46 GBP |
Swiss DOTS |
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Glencore |
Put |
2,4 |
6,53 GBP |
6,33 GBP |
Swiss DOTS |
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Rio Tinto |
Call |
4,9 |
43,09 GBP |
45,00 GBP |
Swiss DOTS, BX Swiss |
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Rio Tinto |
Call |
2,6 |
33,21 GBP |
34,69 GBP |
Swiss DOTS, BX Swiss |
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Rio Tinto |
Put |
4,3 |
66,85 GBP |
63,89 GBP |
Swiss DOTS, BX Swiss |
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Rio Tinto |
Put |
2,4 |
77,17 GBP |
73,75 GBP |
Swiss DOTS, BX Swiss |
Warrants
Valor |
Basiswert |
Typ |
Hebel |
Strike |
Laufzeit |
Handelsplatz |
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Barrick Gold |
Call |
6,4 |
22,00 USD |
17.03.2023 |
Swiss DOTS |
|
Barrick Gold |
Call |
5,4 |
20,00 USD |
16.12.2022 |
Swiss DOTS, BX Swiss |
|
Freeport-McMoRan |
Call |
5,2 |
42,00 USD |
17.03.2023 |
Swiss DOTS |
|
Freeport-McMoRan |
Call |
5,3 |
40,00 USD |
16.12.2022 |
Swiss DOTS, BX Swiss |
|
Freeport-McMoRan |
Put |
4,5 |
44,00 USD |
17.03.2023 |
Swiss DOTS |
|
Freeport-McMoRan |
Put |
6,9 |
40,00 USD |
16.12.2022 |
Swiss DOTS, BX Swiss |
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Glencore |
Call |
5,9 |
4,60 GBP |
17.03.2023 |
Swiss DOTS |
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Glencore |
Call |
4,5 |
4,00 GBP |
16.12.2022 |
Swiss DOTS, BX Swiss |
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Glencore |
Put |
5,4 |
4,80 GBP |
17.03.2023 |
Swiss DOTS |
|
Glencore |
Put |
11,1 |
4,00 GBP |
16.12.2022 |
Swiss DOTS, BX Swiss |
Stand: 26. April 2022; Quelle: Société Générale
Die hier präsentierten Anlageideen berücksichtigen weder Ihre finanziellen Verhältnisse noch Ihre Anlageziele oder Kenntnisse und Erfahrungen. Sie stellen keine individuelle Anlageempfehlung dar. Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt lediglich in Kurzform. Die massgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter www.sg-zertifikate.ch zur Verfügung. Mehr Produkte auf eine Vielzahl von Basiswerten finden Sie unter www.sg-zertifikate.ch.