Analysen
Schweizer Wirtschaft: Das grosse Stühlerücken
Nicht nur die SNB hat gerade einen neuen Chef bekommen – auch in mehreren Unternehmen aus dem SMI kam es zum Führungswechsel. Das Stühlerücken hat unterschiedliche Auslöser, gleichzeitig bringt es die grossen Themen der Zeit zusammen.
Das Wort »Cliffhanger« fällt gern im Zusammenhang mit TV-Serien. Dabei steht es für den spannungsgeladenen und offenen Ausgang einer Staffel. Der »Klippenhänger« soll das Publikum neugierig auf die Fortsetzung machen. Ende September nutzte Bloomberg den Begriff »Cliffhanger« für die Vorberichterstattung zur geldpolitischen Lagebeurteilung der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Die Nachrichtenagentur gebrauchte den Begriff in Zusammenhang mit der Möglichkeit, dass Thomas Jordan zu seinem Abschied für eine Überraschung sorgen könnte. Es kam anders. Auf der letzten Sitzung unter der Leitung des scheidenden SNB-Präsidenten wurde der Leitzins wie erwartet um 25 Basispunkte auf 1,00 Prozent gesenkt.
Vier Tage nach der Lagebeurteilung räumte Jordan sein Büro und übergab die Führung der Nationalbank an Martin Schlegel. Seit 1997 hatte der promovierte Volks- und Betriebswirt in der SNB gearbeitet. Nach dem Aufstieg zum Präsidenten im April 2012 sorgte Jordan immer wieder für faustdicke Überraschungen. Der »Franken-Schock« ragt hier heraus: Anfang 2015 hob die SNB die Euro-Bindung der heimischen Valuta in Form eines Mindestkurses für die Einheitswährung auf. Es folgte eine massive Rally des Schweizer Franken verbunden mit der Sorge vor schweren Schäden für die heimische Exportwirtschaft. Jordan freilich gewann mit diesem drastischen Schritt die Kontrolle über die Geldpolitik zurück.
Geldpolitischer Vorreiter
Annähernd ein Jahrzehnt später ist der Schweizer Franken mehr denn je gefragt. Zum Ausdruck kommt diese Tatsache in einem klaren Abwärtstrend beim Währungspaar Euro/Schweizer Franken. Innerhalb von fünf Jahren hat der Euro relativ zum Schweizer Franken um knapp 14 Prozent nachgegeben (siehe Grafik 1). Die Stärke der heimischen Währung hat massgeblich dazu beigetragen, dass die Schweiz weniger stark von der jüngsten Phase der Hochinflation betroffen war. Da der Preisdruck zudem rasch nachgelassen hat, konnte die SNB bei der Zinswende voranschreiten. Sie hat bereits im März die Zügel gelockert und nun zum zweiten Mal nachgelegt.
Grafik 1: Gefragter Schweizer Franken
Entwicklung Wechselkurs Euro/Schweizer Franken
»In den nächsten Quartalen können weitere Zinssenkungen erforderlich werden, um die Preisstabilität in der mittleren Frist zu gewährleisten«, machte Thomas Jordan deutlich. Die Reduzierung der Inflationsprognose – 2025 soll die Teuerung in der Schweiz deutlich unter 1 Prozent zurückgehen – zeigt, was die SNB umtreibt. Sie fürchtet die Deflation. Hinzu kommt ein trüber Wirtschaftsausblick. »In den kommenden Quartalen dürfte das Wachstum in der Schweiz aufgrund der jüngsten Aufwertung des Schweizer Franken und der moderaten weltwirtschaftlichen Entwicklung eher verhalten ausfallen«, erklärte der scheidende SNB-Präsident.
Zu viel des Schlechten?
Inflation und Wachstum haben wohl auch im jüngsten Karriereknick von Mark Schneider eine Rolle gespielt. Am 1. September wurde der Deutsch-Amerikaner als CEO von Nestlé abgelöst. Zwar sprach der weltgrösste Lebensmittelkonzern von einer einvernehmlichen Trennung. Doch dürfte die Demission Schneiders in einem Zusammenhang mit der schwachen Geschäftsentwicklung bei Nestlé stehen. Ende Juli musste der Branchenriese die Prognose für 2024 kappen. »Wir erwarten neu ein organisches Umsatzwachstum von mindestens 3 Prozent«, erklärte der CEO. Zuvor war Mark Schneider von 1 Prozentpunkt mehr ausgegangen. Knapp einen Monat später gab der Konzern den Chefwechsel bekannt. An der Börse hat die Berufung von Laurent Freixe bis dato nicht gezündet. Vielmehr rutschte die Nestlé-Aktie im September auf das tiefste Niveau seit Anfang 2019 ab (siehe Grafik 2).
Grafik 2: Ziemlich schwere Kost
Wertentwicklung Nestlé
Im Herbst bekommt der neue CEO zwei Gelegenheiten, die Stimmung zu drehen. Am 17. Oktober veröffentlicht Nestlé die Umsatzzahlen für die ersten neun Monate 2024. Gut einen Monat später lädt der Konzern am 19. November zum »Investor Seminar« nach Vevey ein. Speziell bei diesem Anlass dürfte Freixe seine Vorstellungen von der zukünftigen Ausrichtung des SMI-Schwergewichts samt einem Plan für neues Wachstum erläutern.
Fünfter CEO in fünf Jahren
Einen Einstand nach Mass erlebt der neue CEO von Lonza. Mit einem Plus von mehr als 50 Prozent ist der Arzneimittel-Auftragsfertiger 2024 bis dato der SMI-Topperformer. Seit 1. Juli fungiert Wolfgang Wienand als Chief Executive Officer. Schon ein halbes Jahr zuvor hatte Lonza den Chemiker vom kleineren Konkurrenten Siegfried abwerben können. Mit Wienand ist der fünfte CEO innerhalb von gut fünf Jahren bei dem SMI-Mitglied angetreten. An der Börse konnte Lonza auch mit den Zahlen für das erste Semester punkten (siehe Grafik 3). Einerseits ist der Gewinn weniger stark geschrumpft als befürchtet. Gleichzeitig konnte das Unternehmen mit einem währungsbereinigten Umsatzwachstum von 1,8 Prozent die Erwartungen schlagen. Mit dieser Entwicklung steht Lonza idealtypisch für die Schweizer Wirtschaft. Im zweiten Quartal ist das Bruttoinlandsprodukt laut SNB »solide« gewachsen. »Besonders die chemisch-pharmazeutische Industrie entwickelte sich dynamisch, während das Wachstum in vielen anderen Branchen moderat war«, stellt die Nationalbank fest.
Grafik 3: Comeback des Jahres
Wertentwicklung Lonza
Emotionaler Abschied
SNB, Nestlé und Lonza sind übrigens nicht die einzigen Topadressen der heimischen Wirtschaft mit einer neuen Leitung. 2024 traten auch bei ABB, Richemont, Holcim und Swiss Re neue CEOs an. Nimmt man die seit kurz vor Weihnachten verantwortliche Logitech-Chefin Hanneke Faber dazu, gehen sieben der 20 SMI-Mitglieder mit einem neuen Topmanager in die Zukunft. Die Gründe für das Stühlerücken sind unterschiedlich und beileibe nicht immer der Krise oder gar internen Differenzen geschuldet.
Bei der SNB wurde es beim letzten Mediengespräch mit Thomas Jordan emotional. Martin Schlegel nutzte die Gelegenheit für eine kurze Abschiedsrede. »Du hast die Geldpolitik und die SNB geprägt«, sagte der neue Mann an der Spitze der Nationalbank in Richtung des Vorgängers. Der sonst für seine Ruhe und Besonnenheit bekannte Jordan wirkte berührt und wünschte dem neuen Direktorium alles Gute. »Für mich war es wirklich ein grosses Privileg, auch eine Ehre, dass ich die Nationalbank über relativ lange Zeit führen durfte«, erklärte er.
Am Ende des einstündigen Gesprächs lieferte Jordan den perfekten »Cliffhanger«: Der scheidende SNB-Präsident verlor nicht ein Wort zu seiner Zukunft. In Frührente dürfte sich der 61-Jährige kaum verabschieden.
Produktidee: Hebelprodukte auf den Wechselkurs EURO/Schweizer Franken, Nestlé und Lonza
Um an den verschiedenen Aktien aus dem SMI oder auf das Währungspaar Euro/Schweizer Franken zu partizipieren, stellt Société Générale Anlegern eine breite Produktpalette zur Verfügung. Egal, ob es sich um die Gewinner oder Verlierer handelt, mit Hebelpapieren lässt sich einfach und effektiv sowohl die Long- als auch die Short-Seite spielen.
BEST Turbo-Optionsscheine
Valor |
Basiswert |
Typ |
Hebel |
Strike |
Stoppschwelle |
Handelsplatz |
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EUR/CHF |
Call |
10,4 |
0,8544 CHF |
0,8544 CHF |
Swiss DOTS |
|
EUR/CHF |
Call |
6,6 |
0,8032 CHF |
0,8032 CHF |
Swiss DOTS |
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EUR/CHF |
Call |
3,8 |
0,6995 CHF |
0,6995 CHF |
Swiss DOTS |
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EUR/CHF |
Put |
9,4 |
1,0447 CHF |
1,0447 CHF |
Swiss DOTS |
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EUR/CHF |
Put |
6,4 |
1,0931 CHF |
1,0931 CHF |
Swiss DOTS |
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EUR/CHF |
Put |
4,8 |
1,1415 CHF |
1,1415 CHF |
Swiss DOTS |
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Nestlé |
Call |
5,9 |
71,6395 CHF |
71,6395 CHF |
Swiss DOTS |
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Nestlé |
Call |
4,9 |
68,7687 CHF |
68,7687 CHF |
Swiss DOTS |
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Nestlé |
Put |
10,3 |
92,3915 CHF |
92,3915 CHF |
Swiss DOTS |
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Nestlé |
Put |
6,0 |
98,3296 CHF |
98,3296 CHF |
Swiss DOTS |
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Lonza |
Call |
8,9 |
478,6350 CHF |
478,6350 CHF |
Swiss DOTS |
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Lonza |
Call |
5,9 |
448,0855 CHF |
448,0855 CHF |
Swiss DOTS |
|
Lonza |
Put |
8,4 |
597,4249 CHF |
597,4249 CHF |
Swiss DOTS |
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Lonza |
Put |
4,7 |
647,1812 CHF |
647,1812 CHF |
Swiss DOTS |
Stand: Oktober 2024; Quelle: Société Générale
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