Technische Analyse
Chartformationen, Teil 3: ansteigendes und fallendes Dreieck
Dreiecke kommen nicht nur in der Geometrie, sondern auch in der Technischen Analyse in mehreren Variationen vor. Häufig werden sie als Fortsetzungsformationen kategorisiert. Allerdings treten sie nicht selten auch als Umkehrformationen in Erscheinung. Nachfolgend werfen wir zunächst einen Blick auf die beiden Formen des rechtwinkligen Dreiecks: das ansteigende Dreieck sowie das fallende Dreieck.
Ansteigendes Dreieck
Das ansteigende Dreieck bzw. Aufwärtsdreieck (siehe Grafik 1) weist eine steigende untere Begrenzungslinie sowie eine horizontale obere Begrenzungslinie auf. Die Minimalanforderung sind vier alternierende Umkehrpunkte zur Definition des Dreiecks. Häufig sind es jedoch fünf oder sechs. Die Formation besitzt einen Prognosewert dergestalt, dass die meisten Ausbrüche nach oben erfolgen, sodass sie als bullish gilt. Statistisch gesehen kommt es in etwa 62 Prozent aller Aufwärtsdreiecke zu einem Ausbruch über die horizontale Dreieckslinie und damit zu einem Kaufsignal. Als Daumenregel sollte ein Ausbruch frühestens nach der Hälfte der Strecke von der Basis des Dreiecks bis zur Spitze und spätestens nach drei Vierteln der Strecke stattfinden, wenn er zuverlässig sein soll. Die statistisch gesehen besten Ausbrüche ergeben sich im Bereich zwischen 60 und 65 Prozent. Das zu erwartende Mindestkursziel aus dem Dreieck ergibt sich aus der Projektion der Höhe des Dreiecks an der horizontalen Begrenzungslinie. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Kursziel bei einem validen Ausbruch (Schlusskursbasis) erreicht wird, ist mit etwa 89 Prozent recht hoch. In etwas mehr als der Hälfte aller Fälle kommt es nach dem Ausbruch zu einer Rückkehrbewegung an den Ausbruchspunkt. In etwa einem Drittel aller Fälle gibt es entgegen der klassischen Erwartungshaltung einen Ausbruch nach unten und damit ein Verkaufssignal.
Grafik 1: Ansteigendes Dreieck
Fallendes Dreieck
Das fallende Dreieck (siehe Grafik 2) bzw. Abwärtsdreieck unterscheidet sich vom steigenden Dreieck äusserlich lediglich durch eine fallende obere Begrenzungslinie. Diese Formation weist eine grundsätzlich negative Implikation auf. Da sie tatsächlich aber nur in etwa 55 Prozent aller Fälle nach unten aufgelöst wird, bedarf es auch hier einer Bestätigung mittels eines Schlusskurses unterhalb der horizontalen Begrenzungslinie. Findet ein solcher nachhaltiger Durchbruch statt, wird das Mindestkursziel aus der Formationshöhe in etwa 67 Prozent aller Fälle erreicht.
Grafik 2: Absteigendes Dreieck
Volumen
Da steigende und fallende Dreiecke grundsätzlich zumeist Formationen sind, die den vorausgegangenen Trend fortsetzen, sollte das Handelsvolumen nach Beginn der Ausbildung der Formation insgesamt zurückgehen. Beim Ausbruch sollte es dann wieder deutlich ansteigen. Innerhalb der Formation sollten Bewegungen in Richtung der antizipierten Ausbruchsrichtung mit höherem Volumen stattfinden als solche entgegen dieser Richtung.
Trade-Management
Es empfiehlt sich in jedem Fall, einen nachhaltigen Ausbruch aus dem Dreieck abzuwarten, bevor der Anleger eine entsprechende Positionierung in Ausbruchsrichtung einnimmt. Bei einem Dreieck im Tageschart sollte daher zur Bestätigung der positiven (Aufwärtsdreieck) oder negativen (Abwärtsdreieck) Implikation des Kursmusters ein Tagesschluss jenseits der horizontalen Begrenzungslinie abgewartet werden. Bei grösseren Dreiecken kann zudem ein Preisfilter (zum Beispiel 1 oder 3 Prozent) angewendet werden. Sollte der Ausbruch mit einer langen Kerze erfolgen, kann zur Verbesserung des Chance-Risiko-Profils eine mögliche Rückkehrbewegung an das Ausbruchsniveau abgewartet und dort eine Limitorder platziert werden.
Als anfänglicher Stop-Loss zur Verlustbegrenzung bietet sich beispielsweise ein Niveau knapp unter (Aufwärtsdreieck) oder über (Abwärtsdreieck) der horizontalen Dreiecksbegrenzung an (Tagesschlusskursbasis). Falls es unmittelbar vor dem Ausbruch zu einer Konsolidierung an der horizontalen Begrenzung kam, kann auch ein schützender initialer Stop jenseits der Konsolidierung – dann auf Intradaybasis – platziert werden. In jedem Fall sollte die Position glattgestellt werden, falls die steigende oder fallende Begrenzungslinie verletzt wird. Bei einer Annäherung an das Mindestkursziel sollte der Stop – wie immer – zur Gewinnsicherung nachgezogen werden.